Achtung, Satire!
Spöttelberg–Kleinranzbach (1) – Das Fahrrad
Es ist ein warmer, sonniger Tag, der 10.5. in Spöttelberg. Nachbarn treffen sich auf den Straßen, grüßen sich, halten ein Schwätzchen. Der kleine Supermarkt öffnet pünktlich um 9.30h seine Pforte, Kinder toben am Brunnen auf dem Rathausplatz, Geruch von frisch gebrühtem Kaffee zieht, durchs ganze Dorf. Die Vögel trillern ihre Lieder von Bäumen und aus Büschen. Beschaulich geht`s zu, in Spöttelberg-Kleinranzbach, bis sich in der Siedlung Röschenstraße haarsträubendes ereignet:
9.43h der 51-jährige Ali ben Huli wirft verärgert sein Fahrrad aus dem Fenster seiner Wohnung in der 13. Etage des Hochhauses Röschenstraße 7.
Derweil stehen vor dem Haus die 76-jährige Nachbarin Hilde Brathuhn aus der 4. Etage, mit ihrer gleichaltrigen Nachbarin Walburga von Schnackentack aus der 6. Etage und deren 68-jährigen Freundin Gudrun Haudenteuffel aus der Nachbargemeinde Blasenbach-Großpustern und warten auf den Reisebus des Wandervereins `Mit Stock und Stein`.
Das Fahrrad windet sich pfeifend in einem Affenzahn nach unten auf die 3 Damen zu, berstet beim Aufprall auseinander. Der Fahrradsattel trifft Walburga von Schnackentack mit Effet am Kopf, tischt gegen die Hauswand und prallt davon ab, worauf Walburga bewusstlos wie eine Schauspieldiva, zu Boden sinkt.
9.44h löst sich beim Aufprall die vordere Felge des Fahrrads samt Reifen, titscht ebenfalls gegen die Hauswand, prallt davon ab und kegelt den 3-jährigen Jason auf dem sehr nahe gelegenen Spielplatz von seinem Bobbycar.
Dieses fliegt im hohen Bogen mit Salto rückwärts auf die nahe gelegene Fahrbahn und verursacht eine Massenkarambolage.
9.45h befährt die 78-jährige Kriemhild Krucke aus Blasenbach-Oberkriechbach die Hauptstraße zwischen Blasenbach-Großpustern und Spöttelberg-Kleinranzbach und kommt mit einer heftigen Vollbremsung über dem knirschenden Bobbycar zum Stehen, das unter dem Gewicht des Kleinwagens wie ein Kaugummi in sich zusammen sinkt.
9.46h rauscht hinter ihr der 32-jährige Dietmar Dummgans aus Spöttelberg-Krummdirne aufs Auto und schiebt sie in die 30m entfernte Pizzeria Napoli e Knopoli von Salvatore Salmone.
9.48h in voller Aufregung und Vermutung eines Anschlags der Geldeintreiber der Mafia, eilt Salvatore Salmone in den Keller seiner Pizzeria, holt seine 45er Magnum und schießt auf alles, was sich bewegt.
Berta Buckelberg liegt wie immer jeden Morgen seit 4 Stunden, im Rahmen ihres Küchenfenster, mit dem Militärfernglas Heath WK1 aus alten Kriegsbeständen ihres verstorbenen Mannes, im 2.OG des Hochhauses.
Eine Kugel trifft genau ins linke Okkular des Fernglases der 86-jährigen und lässt es ihr in hohem Bogen nach oben, Richtung 3.OG in die Luft entgleiten.
9.50h erschreckt Malermeister Busenbecker auf seinem Gerüst als das Militärfernglas von Berta Buckelberg die Holzplanken seines Arbeitsgerüsts durchschlägt und fällt rücklinks herunter.
Dabei reißt Busebecker einen 50 Liter Eimer Sanasol karmesinrote Fassadenfarbe mit, während er mit einer Hand nach dem Gerüst greift und dort baumelnd wie ein Sack alter Kartoffeln hängen bleibt.
Der Eimer samt verbleibender 30 Liter Farbe ergießt sich wie ein blutiger Brei über Gudrun Haudenteuffel, die sich noch um ihre bewusstlos auf den Boden liegende Freundin kümmert, daraufhin unter dem Gewicht der Sturzladung über Walburga Schnackentack zusammenbricht.
9.51h läuft Ali ben Huli in seinem langen Mantel, in der noch links und rechts die 2 Flaschen Cognac vom Vorabend verstaut sind, zur Pizzeria rüber, um die Lage zu klären und die Einsatzkräfte von seinem alten Motorola DynaTAC 8000X aus alten 1980er-Beständen des Blasenbacher Theaters zu alarmieren.
Gleichzeitig trifft die Polizei schon mit 5 Einsatzwagen ein, die Ali für einen weiteren Attentäter hält und fordert Verstärkung an. Während die Polizei Salvatore Salmone in Schach hält, der auf Ali schießt und Dumm-Dumm-Geschosse auf ihn abfeuert, rückt die Verstärkung an.
10h trifft die Verstärkung mit weiteren 10 Einsatzwagen, einer grünen Minna vom Typ GTO im Neoplan-Blechkleid, einem Wasserwerfer der Freiwilligen Feuerwehr Blasenbach-Unterkriechbach und einer Spezialeinheit der militärischen Abteilung der Polizei Großfaulenberg ein.
10.01h der 13-jährige, stark übergewichtige Kevin Kugelmann schaukelt die verwinkelte Faltengasse mit Overear-Kopfhörern aus denen laut in seine Ohren dröhnt „Ich bin ein Döner...“ runter.
Er trägt seinen Einkauf vom Kaufhaus Stiepelwanz in einer großen Tüte befüllt mit DD-Böllern und mehreren Batterien Feuerwerksraketen mit Glitzerzauber der Marke Schauinsland fürs baldige Schützenfest nach Hause.
10.02h Kevin biegt in die Röschenstraße ein, sieht sich plötzlich in einem Kugelhagel zwischen Polizei und Salvatore Salmone gefangen und bleibt paralysiert stehen, während aus seinen Kopfhörern „So ein schöner Tag, wie heute“ dröhnt und schmeißt vor Schreck die Tüte weg.
Derweil verirrt sich eine Kugel von Salvatore Salmones 45er Magnum auf die noch sich im Flug befindende Tüte des Kaufhauses Stiepelwanz.
Der Inhalt geht laut krachend und pfeifend vor der 5m hohen Hecke aus japanischen Fransengras des Grundstücks des Ehepaars Störzelmann hoch, zaubert einen hellen, bunten Lichterschein samt Glitzer in die Luft und setzt die schöne Hecke in Brand.
10.04h eilt der Wasserwerfer der Freiwilligen Feuerwehr Blasenbach-Unterkriechbach und noch 9 weitere, kurz zuvor eingetroffene Fahrzeuge der Marke Delphin XR-3 zur Röschenstraße/Ecke Faltengasse und setzen die halbe Siedlung unter Wasser.
10.10h Wassermassen reißen Bewohner der Faltengasse, deren Hab und Gut in den Vorgärten vor deren Einfamilienhäusern mit sich.
Alles wird mitgerissen, die Polizisten, die Autos der Karambolage auf der Hauptstraße, der Farbeimer von Malermeister Busenbecker und das Fahrrad von Ali ben Huli, der erfolglos versucht ihm hinterher zu schwimmen.
Mittlererweile sind die bewusstlosen Damen Gudrun Haudenteuffel und Walburga Schnackentack durch Malermeister Busenbeckers Brustmassagen und Mund-zu-Mund-Beatmung wieder wohl auf und flüchten vor den Wassermassen ins Hochhaus Röschenstraße 7.
Kevin Kugelmann hält sich wacker am Stamm der alten Dorfeiche am Ende der Faltengasse fest, der den Hunden im Dorf zum Setzen von Duftmarken ihres Reviers dient und zu der er hin gerollt wurde als die Flut ihn mitriss.
Die 78-jährige Kriemhild Krucke aus Blasenbach-Oberkriechbach, der 32-jährige Dietmar Dummgans aus Spöttelberg-Krummdirne und der 47-jährige Mitarbeiter des Kaufhauses Stiepelwanz harren zitternd die Situation auf dem LKW-Dach der Baufirma Sandmacher aus.
10.22h langsam verflüchtigen sich die Wassermassen aus der Röschenstraße, Faltengasse, in die Seitenstraßen Donauweg, Alfred-Dreckmann-Allee, auf die sehr abschüssige Hauptstraße, die alte B666, wo sie das 10.000 Hektar große Acker von Landwirt Schwörlemeier fluten und langsam versickern.
Rund eine Stunde später um 10.45h gleicht Spöttelberg-Kleinranzbach einer Schlammlandschaft, wie nach einem Muränenabgang in den Schweizer Alpen. Überall Trümmer und Chaos, nur weil der verärgerte 51-jährige Ali ben Huli sein Fahrrad aus dem Fenster seiner Wohnung in der 13. Etage des Hochhauses Röschenstraße 7 geworfen hat.
Spöttelberg-Kleinranzbach (2) – Das Schützenfest (1) – Der Beichtstuhl
Als am Vorabend zur Eröffnung der Schützenkirmes um 18.30h in der Kirche von Spöttelberg-Kleinranzbach die Glocken zur wöchentlichen Beichte läuteten, schlich sich Bürgermeister Haudegen in die Kirche auf den Platz des Pfarrers Heiner Humpel im Beichtstuhl und wartet sehnsüchtig auf sein Abenteuer Hilde Hinzenpinz.
Derweil beobachtete Pfarrer Humpel in einem Busch gegenüber dem Haus der Eheleute Hinzenpinz, wie seine angebetete rothaarige Hilde das Haus Richtung Kirche verließ und frohlockte mit wässrigem Munde.
Ihr mit erregten, gierigen Blicken nach starrend, folgt er ihr die Straße runter einige Meter bis zur Kirche und versteckte sich im Windschatten der kleinen Häuser.
Hilde Hinzenpinz blieb aufgeregt vor dem Seiteneingang der Kirche stehen, zog langsam den seitlichen Reißverschluss ihres roten Minirocks halb hoch und öffnete mit schwitzig-feuchten Händen langsam die massive, schwere Holztür.
Sie blickte sich noch mal prüfend, aufgeregt lächelnd um, schließt ebenso langsam die Holztür und schleicht in ihren schwarzen Netzstrümpfen in den Beichtstuhl in der Hoffnung nun ihrem Heinerlein zu begegnen.
Wohlgemerkt auf Haudegen, der ebenfalls Heiner mit Vornamen, wie Pfarrer Humpel heißt. Währenddessen hat sich Heiner Humpel ebenfalls leise und unbemerkt durch den Seiteneingang in die Kirche geschlichen.
Auf dem Weg zum Beichtstuhl unter deren Vorhang er die netzbestrumpften Beine seiner Hilde erkannte, zog Organist Wilhelm Sturzbein unvermittelt und nichts ahnend eine der beiden großen, massiven Holztüren des Vordereingangs auf und betrat die Kirche.
Humpel eilte geduckt wie ein Wiesel vorbei an den massiven Holzbänken im Seitenschiff bis unter den schon festlich mit der Segnungsdecke geschmückten Altar.
Hilde Hinzenpinz sieht derweil Sturzbein auf den Beichtstuhl zu kommen, verlässt diesen eiligst leise, grazil wie eine Gazelle und versteckt sich hinter einer der Kirchenbänke aus massiver Eiche.
Bürgermeister Heiner Haudegen hatte vor Hilde Hinzenpinz zwischenzeitlich den Beichtstuhl wieder verlassen, um hinter einer Hecke des Friedhofs seine Notdurft zu verrichten. Sturzbein setzt sich in den Beichtstuhl und wartet auf Pfarrer Heiner Humpel.
Humpel, der sich ins Pfarrzimmer verdrückt hatte, öffnet die ebenfalls massive Holztür des Seitenschiffs mit einem leichten räuspern, ging zügig rüber zum Beichtstuhl und setzt sich in Erwartung einiger Frivolitäten auf seinen Platz. Kurz zuvor witterte Sturzbein Verdacht und setzte sich in den Beichtstuhl.
Sturzbein der schwer und aufgeregt atmete, hauchte leise mit seiner weichen, sopranigen Stimme: „Vater, ich habe gesündigt und schwere Schuld auf mich geladen!“, um keinen Verdacht aufkommen zu lassen.
Pfarrer Humpel richtete das Wort milde mit leicht freudigem, gierig geifernden Unterton an sein Gegenüber, im Glauben, es wäre seine Liebste: „Nun denn, mein Kind, der Herr unser Vater im Himmel vergibt dir! Erzähle mir von deiner Schuld!“ Organist Willi antwortete mit brüchiger-piepsiger, aufgeregter Stimme: „Vater, ich liebe dich und möchte für immer dein sein!“
In freudiger Erwartung antwortete Humpel lüstern: „Mein Kind, niemand liebt dich mehr als dein Vater!“, verließ den Beichtstuhl auf die andere Seite und fingerte unter dem halb hohen Vorhang an Sturzbeins Beinen herum.
Bereitwillig drehte sich Sturzbein um, ohne den Vorhang zu lüften und hauchte: „Lass mich dein Jünger sein!“
In diesem Moment schlich Haudegen durch die gegenüberliegende 2. Seitentür der Kirche und erblickte Pfarrer Humpel, wie offensichtlich erregt eine Hand in dessen Hose und die andere zwischen die Beine unter dem Vorhang des Beichtstuhls verschwand.
Hilde Hinzenpinz sah Haudegen wutentbrannt auf den an der Seite des Beichtstuhls knieenden Humpel mit langen Schritten zueilen und stieß einen spitzen Schrei aus.
In diesem Moment drehte Humpel den Kopf in Richtung des Schreis, Sturzbein riss den Vorhang des Beichtstuhls beiseite, erschrak ebenfalls mit einem spitzem Schrei, der dem Schrei aus dem Film `Psycho` alle Ehre machte.
Haudegens Augen weiteten sich, er drehte sich in Richtung Schrei um, Heiner Humpels Augen weiten sich ebenfalls als er Haudegen auf ihn zueilen sah.
Sturzbein erkannte die Situation um die peinliche Verwechslung und die Gefahr der Lage, rannte rüber in die Sakristei und schloss sich im Pfarrzimmer ein.
Mittlerweile war Humpel aus seiner knieenden Haltung aufgestanden, wie der wetternde Gott des Donners eilte er mit seinem vergoldeten Segnungsstab auf Haudegen zu, der sich aber nun in Richtung Hilde Hinzenpinz entfernte.
Als Haudegen sich wieder in Richtung Humpel umdreht, erwischt ihn der Segnungsstab volle Breitseite an der linken Unterkante seines Kinns, den Humpel wie einen Baseballschläger in dessen Richtung geschwungen hatte.
Haudegen kippt wie eine gefällte Eiche und zertrümmert den kleinen Klapptisch mit Segnungskerzen hinter sich, den er unter sich begräbt. Hilde Hinzenpinz sah das Unglück kommen, wollte Haudegen helfen indem sie aufsprang und die wenigen Meter auf ihn zulief.
Währenddessen schwang der Segnungstab in den Händen von Humpel zurück und Hilde rutsche mit ihren Netzstrümpfen auf dem glatten Kirchenboden aus.
Geradewegs stolperte sie in den mit kräftigen Effet zurückschwingenden Segnungsstab und zerriss sich an mehreren herausstehenden Nägeln einer Kirchenbank ihre Kleidung. Hilde fiel bewusstlos auf den am Boden, in Nähe des ausgeknockten Heiner Haudegen.
Mit der zerissenen Kleidung und den gespreizten Beinen gab sie ein eindeutiges Bild ab, das mittlerweile durch die spitzen Schreie und den Tumult alarmierten und anwesenden Nachbarn gesehen wurde.
Halb schockiert, halb zürnend blickten 3 Männer auf die sich in der Kirche befindlichen Personen und darbietenden Situation.
Der hoch gewachsene, kräftige Fliesenleger Manfred Brülleisen und der vollschlanke, muskulöse Koch Lars Lustig standen mit dem betrogenen Göttergatten Ottmar Hinzenpinz im Schlepptau in der großen Holztür des Seitenschiffs des Kirche.
Haudegen war zwischenzeitlich aufgewacht als er die große Holztür des Seitenschiffs beim Quietschen gehört hatte, die 3 Männer eintreten sah und sich weiter bewusstlos stellte.
Er blinzelte immer mal wieder durch seine Augen, um zu sehen, was geschah und ergriff in einem günstigen Moment die Chance, um unbemerkt unter den etwa 8m entfernten, mit der großen Segnungsdecke festlich geschmückten Altar zu gelangen.
Dort kroch er bis zu den Stühlen der Messdiener hinter dem Altar, wo einer der Ständer mit den Weihrauchschwenkern stand. Er konnte einen unbemerkt ergattern, kroch geräuschlos bis zur 2. Bank hinter der, an der Pfarrer Humpel stand.
Er sprang wie ein Ninja-Kämpfer mit einem Urschrei, der die Kirche fast zum Beben brachte auf, schwang die Weihrauchschwenker in Bruce Lee-Manier und einer Bück-Drehung in Richtung Kniekehlen von Pfarrer Heiner Humpel.
Humpel, der etwa 5m entfernt mit geweiteten Augen, sich an einer Kirchenbank rücklinks festhaltend und dem Segnungsstab drohend an die 3 Männer richten wollte, wurde von den beiden an einer dünnen Gusseisenkette befindlichen Weihrauchschwenkern heftig getroffen und von den Beinen geholt.
Er streckte im Flug auf den Kirchenboden, mit seinem Segnungsstab Lars Lustig nieder, der auf ihn zufiel und Humpel unter sich begrub. Währendessen war der in unmittelbarer Nähe stehende Fleischermeister Ottmar Hinzenpinz ausgewichen und rammte dadurch mit Wucht eine der schweren Eichen-Kirchenbänke in die andere, gegenüberliegende Holztür des Seitenschiffs, hinter der sich die Sakristei mit dem Pfarrzimmer befand.
Dort versteckte sich ja immer noch Organist Willi Sturzbein und stieß daraufhin einen markerschütternden, sehr hohen Schrei aus, der die Gläser fürs Abendmahl in der sakralen Vitrine hinter ihm bersten lies als die massive Tür der Sakristei durch die Wucht der auf ihn zu gleitenden Kirchenbank zufliegen sah.
Ottmar Hinzenpinz stürzte schnell mit seinen zu Fäusten geballten, wuchtigen Metzgerpranken wohlwissend der Seitensprünge seiner Hilde mit „ihrem“ Heinerlein auf Haudegen zu, verpasste diesem zwei heftige Hiebe in dessen Magengrube, worauf hin sich Haudegens Mageninhalt in hohem Bogen über den Altar mit der festlichen Segnungsdecke ergoss.
Derweil eilte der 2,12m große Manfred Brülleisen zum laut klagenden und abstreitenden Organist Sturzbein Richtung Sakristei, um ihn zur Rede zu stellen und knockte sich im Lauf an der Kante vom oberen Türsturz selber aus.
Sturzbein floh aus dem Pfarrzimmer in der Sakristei mit einer dort an den Wänden befindlichen, brennenden Fackel in Richtung Langschiff der Kirche gegenüber des Altars.
Er stolperte dabei über die immer noch bewusstlos mit gespreizten Beinen am Boden liegende Hilde Hinzenpinz und setzte dabei den sehr großen, aus Trockenblumen und Gräsern bestehenden, aufwändig in Handarbeit hergestellte Segnungskranz des örtlichen Schützenvereins St. Christopherus “Gut in Schuss“ in Brand.
Der beißend-krautige Geruch weckte den muskelprotzigen Bürgermeister Haudegen und den kräftigen Koch Lars Lustig, die die Gefahr schnell erkannt hatten.
Gemeinsam liefen sie in den nahegelegenen Chorraum, hievten neben dem Altar das bis zum Rand mit Weihwasser gefüllte, steinerne Becken aus der Verankerung seines ebenfalls steinernen, massiven Ständers und wuchteten es mit einem animalischen Schrei eines kugelstoßenden Yetis in Richtung Brand.
Das Weihwasser ergoss sich in breitem Schwall über die in Flammen stehenden und beißend, schwarz-braunen Wolken was mal ein Segnungskranz war.
Währenddessen gab es eine erdbebengleiche Erschütterung mit dem monströsen und lauten Geräusch von aufschlagendem, berstenden Granitstein und wenigen, aber großen umherfliegenden Brocken, die den Kirchenboden bis zur Krypta durchschlugen.
Eine große Staubwolke nebelte das Kircheninnere ein. Manfred Brülleisen erwachte aufgrund des Lärms mit einer rot-bläulichen, balkenartigen Beule auf der Stirn vorm Eingang der Sakristei, mit der er aussah als hätte er eine "Begegnung der 3. Art“ gehabt.
Auch Hilde Hinzenpinz erwachte als ihr Gatte über sie gebeugt neben ihr stand und ihr sein staubiges Jackett über warf.
Alle 7 Personen, die sechs Männer und Hilde Hinzenpinz versammelten sich um das Loch im Kirchenboden und blickten ungläubig staunend auf die Überreste des Weihbeckens in der Krypta als eine große, schwer bewaffnetes Spezialeinheit der Polizei die Kirche unter lautem Tumult und Gebrüll stürmte.
Als der Chef der Spezialeinheit, Klaus-Dieter Knallenberg die 7 Personen in bedauernswertem Zustand sah und von Bürgermeister Haudegen in wenigen Sätzen eine, wenn auch sehr abenteuerliche Erklärung dafür bekam, ließen die Beamten ihre Waffen sinken.
Knallenberg richtete das Wort an die 7 Unverbesserlichen, während von seiner Einheit weitere Hilfskräfte sowie der Notdienst alarmiert wurde und meinte ganz unverblümt: „Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. Ich hätte im Leben nicht gedacht, dass so was passieren könnte, außer hier in Spöttelberg-Kleinranzbach.“
Und die Moral von der Geschicht`: Begehre die Frau eines anderen Mannes nicht!
Spöttelberg-Kleinranzbach (2) – Das Schützenfest (2) – Schützenkirmes - Hau den Lukas
Am Freitag, den 11.5. um 11h begann in Spöttelberg-Kleinranzbach, die 4-tägige Schützenkirmes. Kurz zuvor:
9-10.30h Empfang der Mitglieder Kleinranzbacher Schützenvereins St. Christopherus “Gut in Schuss“ zur Messe in der Kirche St. Quentin am Marktplatz mit Abendmahl und anschließenden kleinen Umzug durch den Ort.
10.30h Treffen der Mitglieder des Schützenvereins mit den Bewohnern von Kleinranzbach auf dem Rathausplatz hinter der Kirche, mit anschließender Segenssprechung durch Pfarrer Heiner Humpel.
10.35h Nachdem sich nun alle auf dem Rathausplatz hinter der Kirche eingefunden hatten, gab es eine Ansprache von Bürgermeister und Schützenbruder Heiner Haudegen sowie eigentlich den Segensspruch, wenn da nicht was verdammt schief gelaufen wäre.
Haudegen wünschte allen Besuchern viel Freude, würdigte den Zusammenhalt im Dorf als große Familie, womit er ja nicht so Unrecht hat, :)), wünschte seinen Schützenbrüdern viel Erfolg beim Schießen und gab das Wort an Pfarrer Humpel ab.
10.50h Bürgermeister Haudegen übergibt abgelenkt vom ausladenden Dekolleté der schönen Hilde Hinzenpinz das Mikro an Pfarrer Heiner Humpel in dessen am Vorabend beim Sexspiel mit seiner neuen, blond behaarten Liebesgrotte, mit dem schönen Namen “Loreley“ gestauchten Hand. Humpel schreit Schmerz gequält ins Mikro, lässt es mit einem weiteren schrillen Schrei in die Pfütze vor ihm fallen.
10.52h Geräusche ähnlich eines Tsunamis der auf Land trifft, dröhnen laut über den Rathausplatz und beschallen ganz Spöttelberg-Kleinranzbach. Dann kurzes kratzen als das Mikro auf die kleinen Kieselsteine und den Sand in der Pfütze aufschlägt, glucksen, schriller Pfeiffton…. Stille!
10.55h die langsame, alt-soprane, leicht näselnde, immer noch von Schmerz gepeinigte Stimme von Pfarrer Humpel wabert durch seine Zahnlücke und das Mikro in die kleine Gemeide: NLiebe MBürgerinnen und MBürger, liebe NGäste, nliebe MBesucher. Ich mö möchte Fie herpflich zu unserem Füpfenfest begrüfen und wümfe Ihnen allen viel Fffreude in unferem Kleinramfbach. F fffür fas nnnleibliche Wohl ift geforrrgt und hiermmm mit erk kläre ich die Kirmes alf eröffnet.
Der Tag nahm seinen Lauf:
11h Die Gläubigen, die Besucher, alle Schützenbrüder, auch aus den Nachbargemeinden, die sich dicht an dicht, wie Sardinen auf dem Rathausplatz drängelten, verflüchtigten sich wie Ameisenschwärme in alle Richtungen und verteilten sich auf die Fressbuden, Fahrgeschäfte, Festzelte, Kneipen, Cafes und Restaurants der kleinen Gemeinde.
Manche gingen auch in den Wald, natürlich nur um Spazieren gehen, um die Stille zu genießen und das kleine Wildgehege zu begutachten... zwinker, grins. ;))
Aber dann, nach einigen Regenschauern kam endlich pünktlich um 14h die Sonne raus. Alle Besucher, ob groß, ob klein, wuselten wieder um den Rathausplatz, die Kirche und den Marktplatz, wo die Kirmes aufgebaut war.
14.30h Fassanstich im großen Bierzelt der Hofbrauerei Kurlaner auf dem großen Marktplatz vor dem Rathaus in Spöttelberg-Kleinranzbach samt Ansprache und Trinkspruch von Bürgermeister Haudegen sowie einem Blaskonzert der Blaskapelle “Dicke Hörner“ des Schützenvereins St. Pipinus aus der Nachbarstadt Bergwunzenhausen.
14.45h Mit Abschlusstusch “Humbtabusch Tätä“ nach dem Blaskapellenkonzert, versammelten sich Bürgermeister Haudegen und die 30 Mitglieder der Blaskapelle zum Feiern und zum Plausch im Festzelt der Großbrauerei Würgenburger Pilsener aus dem 50km entfernten Würgenburg an der Wanze.
Ein ekelhaft übersüßer Hauch von Popcorn und Zuckerwatte, der beißend-bittere Geruch von zu lange gebrannten Mandeln, der röstig-kratzige Rauch von Krakauern umhüllte die halbe Kirmes und der fettig-ranzige Geruch von Bratfisch und Pommes lag schwer in der Luft von Kleinranzbach, gemischt mit den verschiedensten Duftnoten der örtlichen Parfümerie Schwadenbach.
Überall Gewusel, es klapperte, ratterte, schepperte, pfiff, piepte und klingelte im Wechsel mit dröhnender Musik.
14.50h untersetzte Damen und Herren, dickbäuchig wie trächtige Flußpferdkühe, samt juvenilem und fast adoleszentem, kreischenden Anhang aus dem Dorf und den umliegenden Gemeinden fluteten die Fahrgeschäfte, Fressbuden und Bierzelte der Kirmes des Schützenvereins St. Christopherus “Gut in Schuss“.
15.15h Der schon angesäuselte 37-jährige Olaf Latschen aus Bergwunzenhausen-Rammelrath stieß mit den männlichen und weiblichen Mitgliedern seines Kegelvereins “Die Schluckspechte“ und mehreren Metern “Harter Hans“ aus der Kornbrennerei Bölkmann an der Rammel auf die kürzlich erfolgreich gewonnene Ortskegelmeisterschaft im Bierzelt “Kleine Hölle“ an.
Derweil saß Bürgermeister Haudegen um 16.15h mit den 20 Mitgliedern der Blaskapelle “Dicke Hörner“ fröhlich schunkelnd und singend bei seiner 5. Mass Weizen und prahlte mit der Seite seiner prankigen Faust auf stolz geschwellter Brust, dass er schon die Tour von Otzenbach-Schwullenberg mit seinem Rennrad gewonnen hat.
Mehrmals in der Woche gehe er ins Fitnessstudio “Stemmeisen“ in Blasenbach-Großpustern und ballert seine 150kg weg. Haudegen schmeißt angesäuselt laut, in sonorem Ton in die feucht fröhliche Runde, dass wohl niemand auf dieser Kirmes im Stande wäre ihn bei Hau-den-Lukas zu schlagen.
Großer Tumult, wirres durcheinander brüllen und Stille... als Haudegen auf den langen Biertisch haute, sich 31 Masskrug gefährlich hoch in die Luft erhoben und polternd, kreiselnd auf die Tischplatte aufschlugen, die Trachtenhosen der Herren der Blaskapelle einnässten und großspurig die Wette anbot.
16.22h Nach heftigen Diskussionen und Auslosung der 3 kräftigsten Herren der Blaskapelle “Dicke Hörner“, stiefelte Bürgermeister Haudegen mit dem 62-jährigen glatzköpfigen, untersetzten, grobschlächtigen Metzgermeister Ottmar Hinzenpinz, dem 55-jährigen, grau-melierten, hoch gewachsenen, kräftigen Fliesenleger Manfred Brülleisen und dem 49-jährigen, vollschlanken, muskulösen Koch Lars Lustig des ansässigen Hotel-Gasthof “Zur lauen Laube“ zum anderen Ende des Kirmesplatzes.
16.24h bauten sich die 4 Männer vor dem Hau-den-Lukas-Stand neben dem Hotel-Gasthof auf. Nach einer weiteren Auslosung, nahm Manfred Brülleisen als Erster den riesigen, schweren Hammer, schwang ihn kraftvoll wie eine Keule in die Luft, ließ ihn auf das runde Eisen mit Wucht hernieder sausen, brachte den Bleibolzen in der Schiene der Wand vor ihm mit guter Geschwindigkeit in Bewegung und ein hörbares, leichtes Ping ertönte an der Glocke am Ende der Wand.
16.27h Haudegen ließ den Hammer mehrmals nach hinten rotieren und haute mit aller Kraft den Bleibolzen in der Schiene der Wand mit hoher Geschwindigkeit hoch und zwei gut hörbare, kräftige Ping ertönten in der Glocke oben. Haudegen grinste breit.
16.29h Koch Lars Lustig nahm daraufhin als Dritter Mitstreiter den Hammer, schwang ihn von unten nach oben mit sehr viel Elan, sehr viel Kraft und ließ ihn auf das runde Eisen vor ihm herunter trümmern. Das Eisen hing schief, der Bleibolzen schnellt zur Glocke, worauf wieder ein doppeltes, aber sehr kräftiges, lautes Ping ertönt.
Lars Lustig grinste noch breiter zu Haudegen rüber, der schon angefressen und nervös mit den Schuhen scharrte und warf Lustig einen vernichtenden Blick zu.
16.31h Metzgermeister Hinzenpinz trat an die Metallkonstruktion, ging einige Schritte zurück, lief mit dem Hammer wild schwingend, brüllend wie ein paar Schritte an und ließ diesen mit einem bassig-tiefen Urschrei nach Wikingermanier auf das runde Eisen ballern.
Der Bleibolzen setzte sich in Lichtgeschwindigkeit in Bewegung, riss die Glocke aus ihrer Verankerung, flog in einem 30m hohen Bogen in den Kirchturm neben dem Rathaus.
16.32h Plötzliche Stille auf der Kirmes. Mit offenen Mündern wurden alle Anwesenden Zeuge, wie der Bleibolzen die Kirchturmspitze durchschlug, dabei die Kirchturmuhr mitriss, mit lautem Pfeifen, in das Dach der ansässigen Küferei Hasenkötter bretterte und dort mit einem reißenden, ohrenbetäubenden Knacken ein großes, neues Fass zertrümmerte.
16.34h alarmiert vom Knall und dem lauten Geräusch von berstendem Holz schnellt Küfermeister Heribert Hasenkötter aus seinem Haus gegenüber in seine Küferei, während sich auf der Kirmes tumultartige Szenen abspielten.
Erbost rannte der schon stark angesäuselte Kegelbruder von Olaf Latschen und Organist der Kirche am Marktplatz, Wilhelm Sturzbein, auf die sich anbrüllenden 4 Kontrahenten der Hau-den-Lukas-Wette und gab dem Metzgermeister Ottmar Hinzenpinz einen Schlag mit seinem halbvollen Masskrug, der an diesem aber vorbei wischte und vollends Breitseite Bürgermeister Haudegen an dessen markiger Kinnlade erwischte.
16.38h Haudegen taumelt auf Latschen mit dem Lukas-Hammer zu, schwang diesen, verfehlte Latschen knapp und schoss sich selber damit die Beine weg.
Haudegens Kopf schnellte im Fall Richtung Boden, mit Karacho in Fliesenleger Brülleisens Kreuz als wollte er ihm eine Kopfnuss geben und brachte diesen ins Wanken.
Brülleisen fällt daraufhin steif wie eine 100-jährige Eiche in die sich angiftende Meute aus Besuchern, Kegelverein und Blaskapelle und teilt diese wie ein Axtspalter.
16.40h der 56-jährige, rothaarige und vollbärtige, dicke Berthold Brotmeier, der 64-jährige groß gewachsene, schlacksige Siggi Klanglos mit grauem, langen, schütteren Haar, Mitglieder der Blaskapelle “Dicke Hörner“, Karla Klönske aus dem Hochhaus Röschenstraße 7 und einige Besucher der Kleinranzbacher Kirmes beugten sich über den bewusstlos am Boden liegenden Bürgermeister Haudegen, Fliesenleger Brülleisen und hoben sie hoch.
16.42h Die vermeintlichen Ersthelfer versuchten beide wach zu schütteln, wobei Brülleisen benommen die Augen öffnete.
Sein Mageninhalt bestehend aus 6 Maßkrug, einem Berg an unverdautem Sauerkraut und unkenntliche Fetzen, was mal eine Haxe war, ergoss sich in einem breiten, warmen Schwall auf die Lederhose und in die offenen Wandersandalen der 1,92m großen, stämmigen, maskulinen, schwarzhaarigen Melkerin Olga Bärenfang vom Blasenbacher Zuchthof “Hof Hau“.
16. 45h Grimmig zog Melkerin Olga ihre dicken, buschigen Augenbrauen zusammen, verschränkte ihre muskulösen Arme und schaute Brülleisen sehr tief in die Augen, der sie gerade ganz geöffnet hatte. Brülleisen erschrack, zog scharf die Luft ein und trat im Affekt Haudegen in seine besten Stücke.
16.46h Haudegen erwachte blitzartig mit aufgerissenen, hervorgetretenen Augen, einem Gesicht, ähnlich eines Zombies aus The Walking Dead und stieß einen sehr lauten, sopranigen Schmerzensschrei alá Maria Callas aus.
Da nun beide wieder wach waren und kein Rettungswagen benötigt wurde, ging die Diskutiererei unter allen Zeugen und Beteiligten weiter, was kurz darauf zu einer hitzigen, sehr lauten Debatte anschwoll.
16.55h Olga Bärenfang reichte es, sie schnappte sich den Lukas-Hammer, stieß einen bassigen Urschrei ala Eric Krenz aus, schwang ihn in die Luft und ließ ihn mit Wucht krachend auf den leeren, in unmittelbarer Nähe stehenden, gusseisernen Brauerei-Schirmständer vor dem Bierzelt der ansässigen Brauerei Spöttelberger Altbräu runter sausen, der samt Lukas-Hammer in einem 2m breiten und 2m tiefen Krater verschwand.
16.57h Vor Schreck geweitete Augen, offenstehende Münder, Menschen gefangen in einer dichten Staubwolke aus trockenem Sand und Erde, der aus dem Krater mit dem waberte, was mal ein gusseiserner Brauerei-Schirmständer war. Betretene Stille!
16.59h Metzgermeister Hinzenpinz schnappte sich das Mikrofon aus dem großen Festzelt und ergriff nachdenklich das Wort: „Liebe Gäste, ich hätte nicht gedacht, dass aus so einer Wette, am Ende ein Krater auf unserem schönen Rathausplatz wird“ und schaut schuldig-betreten in die Menschenmenge.
So schließt eine Geschicht`, von deren Ende man noch lange spricht!